Baja California Sur

Road Trip durch Niederkalifornien

Mexiko | März 2013

Lange ist unsicher ob wir die Fähre nach La Paz erwischen. Der Zug aus dem Copper Canyon hat eine geschlagene Stunde Verspätung. Eigentlich nicht genug Zeit um rechtzeitig zum Hafen von «Topocalombo» zu kommen. Laut unseren Informationen soll die Fähre um 23:00 Uhr ablegen und wir erreichen Los Mochis erst eine halbe Stunde vorher. Innerlich haben wir uns bereits auf einen verschenkten Tag in der Hafenstadt eingestellt. Als uns ein Taxifahrer erzählt, dass Schiff läge erst um Mitternacht ab, atmen wir auf und steigen ein.

Die «Baja Ferries» ist ein großes, modernes Schiff, das hauptsächlich von Truckern genutzt wird. Sie ersparen sich so die lange Umfahrung des «Golf von Kalifornien» auf der Straße. Die Überfahrt dauert schlappe 8 Stunden. Da die meisten Passagiere eine teure Kabine beziehen, können wir uns auf mehreren Sitzen im Salon ausbreiten. Wie schon die Busse, sind leider auch die Innenräume der Fähre völlig übertrieben klimatisiert. Zum Schlafen heißt es alle warmen Sachen anziehen und trotzdem frieren. Die Nacht ist kurz und an Deck erleben wir den Sonnenaufgang über der Isla Espiritu Santo, eine der Baja California vorgelagerte Insel.

Baja Ferries Sonnenaufgang über der Isla Espiritu Santo.

Wenig später legt die Fähre an. Sofort erkennt man, dass die Baja California Sur im wahrsten Sinne des Wortes eine wüste Landschaft ist. In dieser Gegend fällt manchmal jahrelang kein Tropfen Wasser. Die Vegetation besteht somit hauptsächlich aus Kakteen und Dornengewächsen. An der Strandpromenade von La Paz erholen wir uns in der Sonne von der nächtlichen Überfahrt.Die stundenlangen Fahrten in viel zu engen Bussen sind vorbei. Für unseren Roadtrip durch die Baja mieten wir uns ein Auto, mit dem wir zunächst die Strände rund um La Paz erkunden. Die «Playa Balandra» liegt in einer geschützten Bucht mit flachem, azurblauen Wasser.

Playa Balandra An der Playa Balandra.

Am nächsten Morgen verlassen wir La Paz und fahren gen Süden nach Todos Santos, wo das Hotel California aus dem gleichnamigen Song der «Eagles» stehen soll. Der Ort gefällt uns aber nicht sonderlich, weshalb wir rasch weiterfahren. Auf der Suche nach einer günstigen Unterkunft, steigen wir in dem wohl abgefahrensten Hotel der gesamten Reise ab. Es handelte sich um ein Auto Motel. Bett und Parkplatz liegen praktisch nebeneinander. Alles ist sehr edel eingerichtet. Wir wundern uns nur, warum die Dusche mitten im Zimmer liegt und so seltsame Accessoires zu den Einrichtungsgegenständen zählen. Als wir die Speisekarte in Händen halten und neben Bier auch Kondome bestellen könnten, geht uns ein Licht auf: wir sind in einem Stundenmotel gelandet…

Das touristische Zentrum der Baja California nennt sich Los Cabos und besteht aus den Städten Cabo San Lucas und San José del Cabo. Die Gegend ist fest in US-amerikanischer Hand. Beide Orte sind mondän und an den Stränden stehen viele Hotelkomplexe, die aber durchaus ansprechend gebaut sind. Ob man in der Wüste, direkt am Strand Golfspielen muss, wage ich allerdings mal zu bezweifeln.

Die bizarren Felsenformationen von Land’s End sind Cabos absolutes Highlight. Am Hafen von Cabo San Lucas chartern wir uns eine «Lancha» und fahren hinaus zum zerklüfteten Felsbogen «El Arco». Natürlich sind wir nicht die einzigen Touristen, die hier ankern – dennoch hat sich die Gegend ihren Zauber bewahrt.

Land’s End Land's End, El Arco - bizarre Felsen.

Noch am selben Tag heizen wir, abseits der Touristenströme, über sandige Pisten und entlang wunderschöner Landschaften, bis nach Cabo Pulmo im Parque Marino Nacional Cabo Pulmo. Der Ort besteht lediglich aus einer handvoll Unterkünfte, drei Restaurants und fünf Tauchschulen. Sonstige Infrastruktur, z.B. ein Supermarkt: Fehlanzeige. In Cabo Pulmo liegt das einzige pazifische Korallenriff im Golf von Kalifornien. An schneeweißen, einsamen Stränden stürzen wir uns in die Fluten auf der Suche nach Mantas, Delfinen und anderen Meeresbewohnern, die hier leben sollen. Aufgrund von mangelnder Ausrüstung halten wir es aber nicht länger als 15 Minuten im bitterkalten Wasser aus.

Parque Marino Nacional Cabo Pulmo Einer der unzähligen Strände im Parque Marino Nacional Cabo Pulmo.

Die Reise nähert sich dem Ende und wir wollen noch ein paar Tage ausspannen. Zufällig halten wir in Los Barriles, einem kleinen Ort südlich von La Paz. Auf einem Campingplatz können wir preisgünstig einen perfekt ausgestatteten Wohnwagen mieten. Drei Tage verbringen wir am hauseigenen Pool und am nahe gelegenen Strand, bevor wir zur letzten Station unserer Rundreise aufbrechen. Das große Naturschauspiel der Baja California ist die Beobachtung der Grauwale. Jedes Jahr ziehen die Giganten der Meere von den kalten Gewässern des Nordpazifiks in die wärmeren Buchten der Halbinsel, um dort ihre Kälber zur Welt zu bringen. Der kleine Fischerort Puerto San Carlos ist einer dieser Orte in der sich von Dezember bis April alles um Wale dreht. Eine dreistündige Tour kann schon mal stolze 100 USD kosten. Früh morgens begeben wir uns zur Anlegestelle und hoffen auf eine günstige «Mitfahrgelegenheit». Glücklicherweise treffen wir auf einen extrem engagierten Guide, der uns zusammen mit einem mexikanischen Päarchen auf einen unvergesslichen Tagesausflug durch die «Bahía Magdalena» mit nimmt. Bereits nach wenigen Minuten erblicken wir den ersten Wal. Weitere sollten folgen.

Grauwal Bahía Magdalena Ein Grauwal in der Bahía Magdalena.

Zum Mittagessen legen wir an einem skurrilen Örtchen an, in dem eine handvoll Fischer ihr Dasein fristen. Auf dem Speiseplan: fangfrischer Fisch. Mit den Quads unseres Guides fahren wir eine Stunde über Stock und Stein zu sagenhaften Stränden. Und als wenn das noch nicht genug wäre, dürfen wir auf dem Rückweg nach Puerto San Carlos noch auf Sanddünen klettern.

Sanddünen Bahía Magdalena Sanddünen an der Bahía Magdalena.

Was ursprünglich als reine Walbeobachtungstour angedacht war, entwickelte sich schließlich zu einem Rundum-Paket, was tiefe Einblicke in Natur und Kultur beinhaltete.

Danke Baja California Sur!!!