Kuba ist der Welt größtes Open Air-Museum für US Oldtimer. Ob Cadillac, Chevrolet, Chrysler oder Ford – kaum eine US-Marke, die auf Kuba nicht ihren Dienst verrichtet. Um die 50.000 Fahrzeuge aus den 40er und 50er Jahren sollen noch über die Insel rollen. Einfach unglaublich! Ob als Taxi oder für den täglichen, schonungslosen Gebrauch – Oldtimer gehören längst zum kubanischen Kulturgut und sind aus dem Straßenbild nicht wegzudenken.
Eine Probefahrt: In Santiago de Cuba hatte ich zum ersten Mal das Vergnügen in einem dieser Schlitten mitzufahren. Ein Taxi, das laut Aussage des Fahrers «70 Jahre alt» ist und «Millionen von Kilometern» auf dem Buckel hat. Dafür machte das Gefährt noch einen recht ansehnlichen Eindruck. Der Wind, also die Abgase, wehten durch die offenen Fenster. Der Motor brummte ohrenbetäubend. Die ein oder andere Fehlzündung war nicht zu überhören. Jeder Schaltvorgang an der Lenkradschaltung wurde von einem heftigen Schlag begleitet. Das Einlenken in Kurven, dank fehlender Servolenkung, ein einziger Kraftakt für den Fahrer. Das ist noch richtiges Racing!
Außen sind die Oldtimer häufig auf Hochglanz poliert. Schön restaurierte Prachtexemplare, heiße Schlitten ohne jeglichen Fehl und Tadel, stellen aber eindeutig die Minderheit dar. Die meisten machen einen erbärmlichen Zustand. Zerbeult, zerkratzt, von Einschlägen durchlöchert. Der Lack – ist im wahrsten Sinne des Wortes – ab.
Ihr Inneres ist erschreckend. Gute Pflege macht den Mangel an Ersatzteilen in dem sozialistischen Land nicht wett. Es fehlen Fensterkurbeln, Löcher klaffen in der Verkleidung oder selbige fehlen gleich komplett. Kabel ragen störrisch aus dem Armaturenbrett und die Sitze sind sporadisch geflickt.
Umso erstaunlicher, wie es über all die Jahre gelungen ist, diese Fahrzeuge am Leben zu erhalten. Kubaner müssen wahre Kfz-Meister sein und in Puncto Improvisation macht ihnen niemand etwas vor. Ein am Straßenrand liegen gebliebener Oldtimer mit geöffneter Motorhaube und einem darin verschwinden Oberkörper, sieht man auf Kuba tagtäglich mehrmals.
Die meisten Kubaner können sich ohnehin kein Auto leisten. Die Hauptfortbewegungsmittel auf der Insel sind das Fahrrad und das Pferd.
Für längere Strecken zwängt man sich auch gerne in einen Nahverkehrsbus.
Ein halbes Jahrhundert war der Neuwagenhandel verboten. Doch allmählich ändert sich was. Bis dato waren die meisten Autos entweder kantige Ladas, ausrangiert in der ehemaligen Sowjetunion, oder vorrevolutionäre US-Straßenkreuzer. Doch seit kurzem ist der Handel mit Neuwagen wieder erlaubt. Das Straßenbild verändert sich dadurch. Hier und da sieht man schon französische und spanische Importe. Doch noch immer dominieren die alten Straßenkreuzer das Stadtbild. Möge das noch lange Zeit so bleiben!