Der große Basar von Tabriz

Eine Stadt für sich

Iran | Oktober 2014

Meinen ersten Tag im Iran verbringe ich im Basar von Tabriz. Die Stadt befindet sich auf der Ost-West-Route der alten Seidenstraße. Die Entstehung des Handelsplatzes folgt einem uralten Muster: Eine Strasse kreuzt einen Fluß. Von Osten her kamen die Karawanen aus den Bergen, um am Fluss zu rasten, Tiere und Waren zu tauschen. Dann entstanden die ersten Karawansereien (Herberge an Karawanenstraßen). Es gab Ställe für Lasttiere und Unterkünfte für Reisende. Seit Jahrhunderten hat sich wenig verändert. Viele Waren kommen immer noch aus Fernost oder Europa. Nur haben Motorräder die Kamele und Esel ersetzt.

Der Basar von Tabriz ist mit einer Fläche von 1 Million Quadratmetern das flächenmäßig größte historische Bauwerk im Iran und der größte überdachte Handelsplatz in der Welt. Die Bögen und Kuppeln an den Decken des Gebäudes gehören zu den Meisterwerken iranischer Architektur.

Bazar Tabriz Im Bazar von Tabriz.

Dieser Komplex aus kilometerlangen Korridoren ist eine eigene Stadt in sich, mit rund 160 unterschiedlichen Einrichtungen. Geschäfte, Banken, Restaurants, Schulen und Bäder. Selbst mehrere Moscheen liegen entlang der Straßen und Gassen. Wie alle Basare im Iran, sind die einzelnen Produktbereiche strikt voneinander getrennt. Ob Schneider, Schuster, Kupferschmied oder Schmuckhändler, jedes Handwerk erhält seinen eigenen Kleinbasar. Dieses Phänomen findet sich auch in vielen iranischen Innenstädten wieder. In einer Straße reiht sich beispielsweise ein Fernsehgeschäft an das andere, in der nächsten wird auschließlich Autozubehör verkauft. Produktdiversifikation scheint im Ayatollah-Kapitalismus keine Rolle zu spielen.

Handgeknüpfte iranische Teppiche sind das Aushängeschild eines jeden Basares. Die Teppichhändler zählen zu den wohlhabensten Männern im Iran. Bei einem Gläschen Tee wird mir erzählt, dass vor ein paar Jahren ein 12 m² großes Teppichgeschäft für eine Million US-Dollar verkauft wurde.

Bazar Tabriz Im Bazar von Tabriz.

Es gibt aber nicht nur Teppiche zu kaufen. Eigentlich gibt es nichts, was man nicht kaufen könnte. Ganze Hallen sind gefüllt mit Stoffen oder Wolle, die zur Weiterverabeitung für Kleidungsstücke und Teppiche verwendet werden.

Bazar Tabriz Stoffabteilung im Bazar von Tabriz. Bazar Tabriz Ein Händler wartet auf Kundschaft.

Obwohl ich kein großer Freund von Basaren bin, hat mich der Rundgang durch den großen Basar von Tabriz fasziniert. Von Hektik und Marktgeschrei, überhaupt keine Spur. Nette Händler, die niemals aufdringlich wirkten und durchaus ansehliche Waren anbieten. Schade, dass ich aufgrund von Platzmangel in meiner Reisetasche, nichts kaufen konnte.